Undendliche Weite - Thakhek Loop

Veröffentlicht am 17. April 2024 um 07:49

Wow, was für ein Land! Es ist so verdammt grün und bergig hier! Ich kann mich gar nicht sattsehen! Lange steht nicht fest, ob wir den Loop überhaupt fahren können: Falsche Unterkunft gebucht (umbuchen?!), zu weit weg(?!), machen die Mädels das mit? Wir fragen sie einfach. Ja? Ja!!! Rodger, wir tuns! Wir fahren durch die abgelegendsten Dörfer, springen in türkisfarbene Flussbecken, liefern uns Rennen mit Einheimischen, besuchen (echt krasse!) Höhlen, laufen auf Viewpoints und feiern mit den Einheimischen am Neujahrsfest. Was für ein Ritt! 

Aber von vorne: 

Schon vor über einem Monat hatte ich ein nicht stornierbares Appartment in Vientiane gebucht. Für 7 Nächte. Leider ein Fehler, denn Vientiane ist zwar die Hauptstadt von Laos, aber genau so staubtrocken wie drölf Tage altes Brot.

Ich schreibe die Besitzerin des Appartments an und sie ist tatsächlich einverstanden, dass wir nach 2 Nächten abreisen. Das war ja einfach! Ich freue mich riesig! Leider macht Domi Probleme... Seine rechte Gesichtshälfte schmerzt und er sieht aus, als hätte er einen Boxwettkampft verloren. Jetzt muss er auch noch ins Krankenhaus. Und die wollen ihn dort tatsächlich 2 Nächte dabehalten, weil jetzt auch noch Eiter aus seiner Wange läuft und nicht genau klar ist, was er sich wo wie wann eingefangen hat... Opfer.  

Auf gut Glück bekommt er ein Antibiotikum und Virentabletten. Eins von beidem wirkt recht schnell und wir können uns 2 Tage später von Vientiane verabschieden. Wir fahren mit dem Bus weiter Richtung Süden, nach Thakhek. Am nächsten Morgen packen wir das Nötigste für 4 Tage in 2 Rucksäcke, mieten uns einen Roller und fahren los. 422 Kilometer durch Laos unberührtes Hinternland liegen vor uns. Ich freu mich!

 

 

Tag 1:

Da man den Roller in Laos, anders als in Thailand, immer mit leerem Tank erhält, fahren wir in Thakhek erst einmal die nächste Tankstelle an und besorgen dann in einem Supermarkt noch ein laotisches Frühstück: Kekse und Chips. Mein Lieblingsessen! Aber nicht um 9 Uhr. Ich verschiebe mein Frühstück auf 12.

Die Sonne brennt vom Himmel. Es hat jetzt schon 33 Grad und es ist nicht nur heiß, sondern auch echt schwül. (Dass das noch gar nichts ist, werden wir erst später erfahren...) Der Fahrtwind kühlt etwas. Jetzt bitte erstmal nicht mehr vom Roller absteigen. Der erste Weg führt von der Hauptverkehrsader (zwischen Nord- und Südlaos) weg Richtung Osten. Zuerst fahren wir noch längere Zeit durch den Ort und ziemlich viel Verkehr. Dann, urplötzlich, erstrecken sich die ersten Berge vor uns und so langsam wird mir klar, was wir da tun: Wir fahren in die unendliche Weite Laos.

Livi ist bereits nach 20 Minuten eingeschlafen und so können wir die ersten 1,5 Stunden durchfahren. An einem Wasserfall mitten im Grünen legen wir eine Pause ein und gehen baden. 

Auf den nächsten Kilometern teilen wir die Straße außer mit ein paar Kühen, Ziegen oder wilden Elefanten mit kaum jemandem mehr.

Nach weiteren 2 Stunden Fahrt schlängelt sich der Weg immer weiter hoch und führt uns auf ein Plateau. Gegen 17 Uhr kommen wir total erschöpft in einem kleinen Bergdorf an und beschließen, hier die Nacht zu verbringen. 

 

Tag 2:

Wir frühstücken im Gästehaus und machen uns um 9 auf den Weg. Unser Ziel ist es, die größte Mittagshitze zu vermeiden und irgendwo im Kühlen Pause zu machen. 

Um 11 beschließen wir spontan die Dragon Cave zu besuchen. Ich dachte, das wird so eine Höhle sein, wie wir sie jetzt schon öfter gesehen haben: kleiner Eingang und nach 50m laufen kommt man in einen größeren Raum und dort ist dann Schluss. Nettes Erlebnis. Dass das diesmal anders wird, wird uns beim Eingang schnell klar. Wir laufen in einen tiefen Schacht, in dem sich ein kleiner Fluss befindet. Jetzt wird es schnell dunkel und nach 100m wird die Deckenhöhe sehr niedrig. Wir laufen weiter und gelangen plötzlich in einen hohen Raum. So stelle ich es mir auf dem Mond vor: karg, schroff, stockfinster. Ziemlich abgefahren! Wir laufen noch tiefer in die Höhle hinein, vorbei an bizarren Felsformationen. Nach 250m wird es heller und dann führt eine Treppe hinauf ans Tageslicht. Ein schmaler Trampelpfad durch den Dschungel ebnet uns den Weg zurück zum Ausgangspunkt. Nicht schlecht, denke ich diesmal.

Als wir rauskommen, brennt die Sonne vom Himmel. Der Fahrer rüstet sich für die Weiterfahrt. Kurze Zeit später brennen dann auch unsere Hintern. Domis, weil er einfach zuviel Gewicht aushalten muss und meiner, weil er es ständig auf dem letzten Teil der Sitzbank (also auf dem Metallrahmen) unseres Honda Click aushalten muss. Wir machen erneut Pause und nutzen einen kleinen See als Abkühlung.

Hannah und Livi müssen dort mal wieder für Fotos posieren. Am Anfang haben sie sich total gewehrt und sich an mir festgekrallt. Folge davon war, dass die Frauen sie dann einfach auf den Arm nahmen, wegtrugen (ich gestikulierend hinterher, dass sie eben schüchtern sind), abknutschten (ehrlich!) und dann hübsch neben ihrem eigenen Kind platzierten, um ein Foto zu schießen. Mittlerweile wissen sie, dass es besser ist, einfach den Anweisungen der laotischen Frauen zu folgen. Die sind hier nämlich echt nicht zimperlich - ohne es böse zu meinen. 

Die Nacht verbringen wir in Na Hin. Wir buchen spontan ein Gästehaus und wollen dort auch etwas essen. Komisch... alles so leer und tote Hose hier. Man sagt uns, dass das Restaurant geschlossen hat und heute Abend alle Mitarbeiter weg sind. Komischer.
Wir fahren ins Dorf, um dort etwas zu essen zu finden. Auch alles zu. Aber es sind jede Menge Leute auf der Straße. Sie stellen aufblasbare Schwimmbecken auf und bespritzen sich UND UNS beim Vorbeifahren mit Wasser aus Schläuchen und/oder Kübeln. Dabei dröhnt aus blechernen Lautsprechern laotischer Techno. 

Im einzigen geöffneten Supermarkt kaufen wir Instantnudeln und fragen den Gasthausbesitzer nach heißem Wasser. Immerhin.

 

Tag 3:

Am nächsten Tag fahren wir zur Kong Lohr Höhle. Soll anscheinend eine Besuch wert sein, sagt man uns. Oben zahlen wir 200.000 Kip pro Erwachsener. Wir könnten sogar unseren Roller auf eines der Kanus verladen lassen und nach dem Höhlenausgang von dort aus den Loop zurück nach Thakhek fahren. In Anbetracht des motorisierten "Kanus" lassen wir das lieber.

Ein Mann drückt uns Schwimmwesten in die Hand - nur zur Sicherheit. Dann winkt er hektisch, dass wir ihm folgen sollen. Wir sind noch nicht einmal fertig mit den Schwimmwesten, da läuft er schon vor. Ich schnappe Livi und los gehts.

Was dann folgt hab ich noch nie erlebt! Wir fahren auf dieser wackeligen, motorisierten Kokusnussschale durch eine 7,5 Kilometer lange und 50 Meter hohe Höhle! Wir haben lediglich die Stirnlampen an. Unser Bootsführer lenkt das Kanu immer wieder geschickt um die Kurven, an Felsen vorbei. Wie macht er das nur?! Ich bin schwer beeindruckt!

Und die Kinder? Sitzen stocksteif und sprachlos im Boot. Es wackelt bei der kleinsten Bewegung. Wir muntern sie etwas auf, sind aber selber kurz davor uns in die Hose zu pinkeln. Als wir den ersten Kilometer hinter uns haben, müssen wir aussteigen. Endlich Beleuchtung! Wir befinden uns in "großen Saal". Von dort gelangen wir auf einen Treppenbau von dem aus wir den ganzen Saal überblicken können. Wow! Atemberaubend!

Wir steigen wieder ins Boot ein und dann... springt der Motor nicht an. Der Bootsführer versucht es immer wieder, es klappt aber nicht. Kurz werden alle nervös und dann, nach dem gefühlten 632sten Versuch funtioniert es endlich! Amen!

Wir shippern wieder im Dunkeln übers Wasser. Fast schon mysthisch steigt rechts und links von uns Nebel über der Wasseroberfläche auf. Dann kommt der anstrengendere Teil. Wir müssen immer wieder aussteigen, ein Stück durch den Fluss laufen, das Boot durch Stromschnellen ziehen, schaffen es nicht allein und bekommen Hilfe, wieder einsteigen, wieder aussteigen, über Sandhügel laufen, während der Bootsführer das Kanu mit aller Kraft durch den Fluss zieht, bis wir auf der anderen Seite der Höhle den Ausgang erreichen. Alter Schwede, was was das?! Zur Hölle!! Ich bin völlig geflasht! Wir alle sind völlig geflahst!!

Als wir auf der anderen Seite der Höhle austreten, sind wir mitten im Grünen, umgeben von Bergen. 

Der Bootsfahrer hält weniger später. Wir steigen aus und laufen ein Uferstück hoch. Dort, mitten im Wald,  feiern die Leute ein riesiges Fest mit laotischer Musik und bespritzen sich mit Wasser. Kommt uns bekannt vor... Endlich bekommen wir erklärt, was es damit auf sich hat: Es ist Pi Mai Lao - Neujahrsfest. Vier Tage lang bespritzen sich die Menschen in Laos mit Wasser, reinigen sich so und wünschen sich Glück. Wir bekommen die nächsten Tage auch immer wieder etwas Glück ab. Hannah einmal sogar mitten im Bus durchs Fenster.

Wir gehen noch im Fluss baden, essen etwas und fahren dann den Weg zurück nach Na Hin um dort noch einmal zu übernachten. Am nächsten Tag geht es für uns zurück nach Thakhek. Wir haben den Thakhek Loop gemeistert! Was für ein geiles Abenteuer!

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