Reisen mit Rucksack und Kindern

 

Beim Klick auf das Absendeformular unserer Flugbuchung war ich total euphorisch: wie cool, wir reisen einfach mit dem Rucksack ein halbes Jahr durch Südostasien. Ich erinnere mich daran, dass diese Euphorie noch recht lange anhielt, bis ich merkte, was das überhaupt bedeutete: wir reisen ein halbes Jahr durch Südostasien... mit dem Rucksack, mit 2 Kleinkindern, 6 Monate und kündigen unsere Wohnung... und irgendwie kam mir so der Gedanke "Was haben wir da getan?!" 😳

 

Aber wovor hatte ich eigentlich so Angst? Um ein bisschen analytischer an die Sache zu gehen, schnappte ich mir einen Stift und einen Zettel, schrieb alles, was in mir Unsicherheit und Angst hervorrief auf und merkte, dass alles mit den Kindern zu tun hatte: Was essen die Mädchen dort, wenn sie hier doch am liebsten den ganzen Tag Nudeln, chicken nuggets und (alles mit) Ketchup essen würden? Wie anstrengend würde es wohl werden, mit 2 Kleinkindern mit öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B zu kommen? Was wenn wir irgendwo länger warten müssen, ihnen langweilig wird und sie dauerquengelnd an der Haltestelle stehen (ist das noch Urlaub)? Schaffen sie so einen langen Flug? Vertragen sie die vielen Impfungen? Was wenn sie richtig krank werden? Brechen wir dann ab? Und Lolo in der Autonomiephase... Amen.

 

Das waren alles Dinge, die mich beschäftigten (und noch vieles mehr). Viele dieser Fragen hörte ich auch von Freunden: "Ja, aber was macht ihr, wenn xy...?" Oder Aussagen wie: "Mit 2 Kleinkindern ist das doch kein Urlaub. Das wäre mir viel zu anstrengend."

Ehrlich, manches kann man einfach nicht beeinflussen. Und es ist kein Urlaub. Es ist eine Reise, ein Abenteuer! Die Mädels könnten auch hier zuhause richtig krank werden. Irgendwas zu essen findet man immer und Lolo ist auch in Deutschland in der Trotzphase. Da finde ich es allein noch anstrengender. Unterwegs können Domi und ich uns die Arbeit wenigstens teilen.

Was mir zugegebendermaßen immer noch ein wenig Sorge bereitet ist, dass Hanni-Banani Heimweh bekommen könnte. Sie sagte mir schon ein paarmal abends beim Ins-Bett-Bringen: "Aber Mama, wir müssen dort Freunde wie Ella und Niklas für mich finden. Ich will nicht immer nur mit Lolo spielen." (Aua - mein Mamaherz...)

 

Bei dieser Reise erfülle ich mir einen Traum: mit meiner Familie eine Auszeit zu haben, ein Abenteuer zu erleben. Ob das meine Kinder auch als so wertvoll empfinden wie ich, bleibt abzuwarten. ICH wollte das machen und Domi und die Kinder mussten mitziehen - ganz schön egoistisch... Klar ist: Sollte ich merken, dass es einem meiner Mädels nicht (mehr) gut geht, breche ich ab. Den beiden Mädels gehört mein Herz! Die 2 sind das beste, was ich in meinem Leben getan hab! ❤️ Und es soll ihnen gutgehen.

 

So wie ich meine Freunde (vor allem Elternfreunde) sprechen gehört habe, haben viele (wieder) Lust zu reisen, teilen aber eben genau diese Bedenken. Manchmal muss man einfach tun. Vielleicht kann ich euch am Ende dieser Reise ein wenig Mut machen, trotzdem (oder gerade dehalb) mit 2 Kleinkindern mit dem Rucksack (vor allem im kinderfreundlichen) Südostasien unterwegs zu sein.

 

 

Was wir seit Juli tun...

 

Eine längere Zeit zu reisen ist schön, bringt jedoch auch unangehme Aufgaben mit sich: Reisepässe und internationalen Führerschein beantragen, die Stellvertretungen in den Jobs organisieren (und neu einweisen), Impfungen (vor allem Impfpausen für die Kinder!), eine Wohnung komplett ausräumen, alles streichen, Möbel unterstellen (wo?), Auslandskrankenversicherungen abschließen, ummelden, Autos abmelden (und Unterstellplatz organisieren), NBU (in der Schweiz Pflicht) organisieren, Altersvorsorgebeiträge, Kindergartenfreistellung, Routenplanung und und und... Da sind so kleine Dinge, wie z.B. alle Impfrezepte bei der Krankenkasse abzugeben, damit man einen Teil erstattet bekommt, gar nicht mit eingerechnet. Es ist einfach extrem viel Aufwand! Ich muss gestehen, dass ich teilweise wirklich das Gefühl habe, ich komme gar nicht mehr hinterher. Ist eine Sache abgeschlossen, tut sich irgendwo eine neue auf. Aber wir werden es (zeitlich) schaffen. Jetzt sind es noch 5 Wochen und alle packen mit an. 💪🏻

 

Nice to have

 

Der Flug nach Phuket dauert - mit kurzem Zwischenstopp - 15 Stunden. Der zweite Flug ab Doha wird uns mitten in der Nacht treffen. Das wird hart. Um den Flug ein wenig angenehmer gestalten zu können (zumindest so die Hoffnung), haben wir für die Kinder eine Sitzverlängerung gekauft. So könnten die Mädels wenigstens die Beine hochlegen zum Schlafen. Anscheinend lässt es sich am Sitz mit Klettverschluss und an der Tischablage mit einem Band befestigen. Ob das so easy funktioniert und hebt? Wir werden berichten.

 

 

Da wir uns vorgenommen haben in Südostasien viel mit dem Roller zu erledigen, haben wir für die Kinder Integralhelme gekauft. Mir war bzw. ist das einfach zu unsicher mit so einer Kokosnussschale für die Mädels. Die beiden haben sich total über die Helme gefreut und wollten sie dann gar nicht mehr ausziehen. Besonders Lolo... sie meinte nämlich, sie sei jetzt endlich Astronaut und könne damit ins Weltall fliegen. (Sie ist gerade total Raumfahrt-Fan und erzählt uns jeden Tag welche Planeten und Sterne es gibt.)

 

Reisen mit Kindern - (vorläufiges) Fazit 

Weil einige gefragt haben, hier ein kleines Fazit. Aber klar, jedes Kind ist anders.

- Längere Flüge mit Kindern: Funtioniert! Am besten keinen Direktflug wenn er länger als 6 Stunden dauert. Dann lieber 2 Flüge mit Zwischenstopp.

- Längere Busfahrten: Mit unter 5jährigen gehen kaum mehr als 4 Stunden am Stück pro Tag, sonst wird es für alle zur Qual.

- Speedboat/Lontailboat fahren: Klappt sogar mit Baby! Einfach überlegen, wo man im Speedboat sitzt; vorne spürt man den Wellengang am meisten, hinten beim Motor ist es sehr laut.

- Roller fahren: Schaut, ob euer Kind das mag. Ab 2 Jahren geht es mit einem Gurt (wir haben die Manduca um den Bauch geschnallt). Am besten vorher zuhause mal ausprobieren. In Großstädten wäre ich nicht mit den Kindern Roller gefahren, aber in ländlicheren Gegenden und kleineren Städten geht das gut, wenn man vorher mal allein unterwegs ist, um sich an den Linksverkehr zu gewöhnen. Generell muss man sich aber dran gewöhnen, dass mit Kind(ern) alles nur im Schneckentempo geht. Und unbedingt geprüfte Helme aus Deutschland mitnehmen! 

- Nachtzug fahren: Für mich mit Kleinkind(ern) nicht mehr. 184x60cm ist einfach zu wenig Platz. Wenn die Kinder größer sind und sich trauen, allein im Zug auf einer Matratze schlafen, dann gerne wieder.

- In Thailand gelten Kinder in Hotels nicht als zahlende Person, d.h. man kann durchaus ein Zimmer mit nur einem Doppelbett mieten, muss aber bedenken, dass es zu viert sehr kuschlig wird. Schont aber den Geldbeutel und ist für eine Nacht mal machbar.

- Kinder ab 4 Jahren müssen normalerweise Eintritte/Speedboat/Longtaliboat/Bus etc. bezahlen. Wenn wir aber vor Ort ein Ticket gekauft haben und unsere Kinder zeigten, mussten wir selten etwas zahlen. Die Thais nehmen das nicht so ernst.

- Lange Reisen mit mehr als nur einem Kind: Unbedingt! Gerade wenn das Kind älter als 3 Jahre ist, braucht es soziale Kontakte um sich kognitiv, sozial und emotional weiterzuentwickeln. Gut ist auch, wenn der Altersunterschied zwischen den Kindern nicht allzu groß ist, damit sie noch miteinander spielen können.